Das Blaukehlchen vor der Fotolinse

BlaukehlchenFriesische Nachtigall wird das Blaukehlchen (Luscinia svecica) zu Recht genannt. Dabei spielt nicht nur die Qualität des Gesangs eine Rolle. In seinem versteckten Umherlaufen am Boden unter den Büschen erinnert es ebenfalls an Nachtigallen. Gern stelzt es dabei den Schwanz auf. Sie ist nicht nur eine Schönheit unter den heimischen Singvögeln sondern – vor allem im Sommer und Herbst ein wahrer Heimlichtuer. Leider ist es in vielen Gebieten selten geworden und mancherorts vom Aussterben bedroht. Um ein singendes Blaukehlchen vor das Objektiv zu bekommen, bedarf es Ortkenntnis, Wissen über das Verhalten, ein wenig Glück und viel Geduld.

Als ich in den Rieselfeldern bei Münster zwischen Brombeer- und Weidengebüsch Vögel beobachtete, begegnete ich dem Blaukehlchen, einem der stimmgewaltigsten Singvögel unserer heimischen Vogelwelt. Seine Tonpalette reichte von scharfen, gepreßten Tönen bis hin zu spöttischen Imitationen verschiedener anderer Vögel. Am Anfang des Gesanges ist oft ein grillenartiges, rollendes Zirpen zu vernehmen. Eilig hob ich mein Fernglas und begann, diesen wunderbaren Sänger zu suchen. Mit gefächertem Schwanz saß das Blaukehlchen auf einem Weidenzweig und schien sich die pure Lebensfreude aus der Kehle zu singen. So sang es mal hier und mal dort. Ab und zu stelzte es auch seinen Schwanz, so daß man fast glaubte, einen Zaunkönig vor sich zu haben, wäre da nicht dieses leuchtende Blau gewesen, ein Blau, das sich von Kinn bis zur Kehle erstreckt, darin ein weißer Fleck. Ein rotbraunes Brustband schien das Ganze noch zu unterstreichen. Die Oberseite ist ähnlich wie beim Rotkehlchen grau-oliv gefärbt.

Das Blaukehlchen ist es Ende März bis Anfangs April auf dem Frühjahrszug längs von Flußufer und schilfigen Gräben recht leicht zu beobachten. Der Vogel landete zur Nahrungsaufnahme häufig auf dem Weiherdamm. Dabei machte er Jagd auf Insekten und Würmer, und gelegentlich lief er am Ufer eines seichten Weihers entlang. Zwischendurch begab er sich jedoch immer wieder auf mittelhohe Warten, um seinen Gesang ertönen zu lassen. Genau auf diese Warten hatte ich es abgesehen. Es ist sinnlos, sein Tarnzelt einfach vor einem Weidenbusch oder Brombeerstrauch aufzustellen und zu hoffen, das Blaukehlchen würde sich gerade diesen Busch als Singwarte aussuchen. Blaukehlchen haben, wie die meisten anderen Singvögel auch, bevorzugte Singwarten und Futterplätze. Diese Stellen sollten sorgfältig ausgespäht werden, bevor man sein Tarnzelt aufbaut.

Zwei Wochen lang – das Wetter blieb zum Glück schön – wechselte ich täglich den Standort auf dem Weiherdamm. Mal stand ich an der Singwarte, mal an jenem Futterplatz. Viele Stunden vergingen manchmal, bis ein Blaukehlchen dann wirklich vor mir saß, sang, oder Würmer vom Boden pickte. Sicher brauchte es auch eine gewisse Gewöhnungszeit, um das Tarnzelt zu akzeptieren. Glück und sehr viel Geduld waren notwendig, um das Blaukehlchen in verschiedenen Situationen fotografieren zu können. Schon ein Jahr zuvor wollte ich an gleicher Stelle diesen Vogel ablichten. Jedoch machten mir das Wetter und die schon zu weit ausgebildete Vegetation einen Strich durch die Rechnung.

Neben des Frühjahrszug ist das zeitige Frühjahr, während der Balz, die beste Zeit. Ab Ende April, Anfang Mai sind Blaukehlchen in der Regel mit der Jungenaufzucht beschäftigt. Dann hat man kaum Chancen, den Vogel zu Gesicht zu bekommen, geschweige zu fotografieren. Ab diesem Zeitpunkt spielt sich sein Leben im Verborgenen von dichten Büschen und Hecken ab. Nur manchmal ist es durch das Gras huschend zu sehen. So schnell, daß man es leicht aus den Augen verliert. Alleine Aufnahmen am Nest oder in Nestnähe sind noch möglich, aber wegen der damit verbundenen Störung des Brutgeschäftes tabu. Später, in den Sommermonaten, sind das voll ausgetriebene Blattwerk und das hohe Gras hinderlich. Außerdem verhält sich dann das Blaukehlchen sehr heimlich. Im Oktober beginnt für die Blaukehlchen dann die Zugzeit, und der Meistersänger verläßt uns bis zum nächsten Frühjahr.

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