Fotopirsch auf den Weissrückenspecht

WeissrueckenspechtDie Suche nach dem Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos), diese Urwaldart, verbindet eine anspruchsvolle, geduldige Spechtartsuche mit Naturgenuß in abgelegenen, urtümlichen Waldlandschaften. Wie geschafffen, um eine wunderschöne, naturnahe Mittelgebirgswald im zeitigen Frühjahr im Südwesten von Bulgarien aufzusuchen. Das Silkosia-Naturschutzgebiet im Strandzha Naturpark ist die Heimal der lilfordi-  Unterart des Weißrückenspechts (Dendrocopos leucotos lilfordi).  Das Naturreservat wird von einem naturnahen Laubmischwald mit Orient-Buche (Fagus orientalis) geprägt. Nachdem wir gleich am Anfang einen länger anhaltenden Trommelwirbel gehört hatten, haben wir dann geschlagene 7 Stunden bei eher naßkaltem, teils nebligen Wetter mit dicken Wolken und etwas Nieselregen vergeblich nach dem Weißrückenspecht gesucht.

Am Spätnachmittag wollen wir schon aufgeben. Wir beschließen dann aber noch einen letzten Anlauf. Wieder halten wir an den Stellen am nordexponierten Hang mit vielen trockenen Baumstämmen mit Spechtlöchern. Schließlich höre ich ein leises, leichtes Klopfen hinter mir, auf dem Kamm, der dann in einen Südhang übergeht. Das Klopfen ist nicht stark. Die hier stehenden mitteldicken Eichen scheinen nicht ideal. Doch durch das Fernglas sehe ich einen Specht, der sich an einen Eichenstamm klammert. Tatsächlich es ist das Target –Bird. Es ist das Weibchen. Während mein Guide die Stellung hält, hole ich schnell Stativ und Kamera aus dem Auto. So bin ich schnell wieder zurück, haste zum Hang und lege an. Mehr schlecht als recht ist das Weibchen vom Weißrückenspecht an einem trockenen Ast, der schon ganz schön abgehackt ist und dessen Rinde in Fetzen herunter hängt, zu sehen. Immer wieder verschwindet der Weißrückenspecht akrobatisch hinter dem Ast oder hängt sich dann einfach unter den Ast und bearbeitet ihn von da weiter. Als mein Guide auch seine Kamera holt und zurück kommt, fliegt auf einmal was direkt über uns weg. Hey, das war das Männchen vom Weißrückenspecht. Aber auch das Weißrückenspecht- Weibchen fliegt wenig später davon. Aber nicht weit. Bald ist es wieder gefunden. Ich versuche im Sucher den Weißrückenspecht zu finden. Angesichts der vielen Zweige im Bild kein einfaches Unterfangen. Doch da schiebt sich auf einmal ein anderer Vogel ins Bild. Das ist eindeutig ein Mittelspecht (Dendrocopus medius). Hey, was macht der denn hier? Um die Verwirrung zu erhöhen, ertönen auch immer wieder die Rufe des Grauspechts (Picus canus). Dann wieder weiter. Nun finde ich das Weißrückenspecht- Weibchen fast frei hoch an einem trockenen Ende eines Baumes. Hier komme ich noch mal gut zum Schuß. Es ist aber unheimlich schwierig den Vogel in dem ganzen Astgewirr – und das noch bei eher bescheidenen Lichtverhältnissen – auf die Platte zu bannen. Zum Glück habe ich beizeiten auf One-Shot eingestellt. Meist gehe ich so vor, daß ich ein einigermaßen kontrastreiches Motiv in der Nähe des Spechtes anpeile und versuche dann manuell weiter zu machen. Der Camouflage – Überzug am 4,0/ 600 ist da ein echter Nachteil. Der Schalter zum Umschalten von AF auf Manuell geht nur sehr umständlich und von intuitiver Bedienung kann man wirklich  nicht sprechen. Immer wieder muß ich aber nachziehen, neu einstellen. Der Specht ist eben auch sehr agil. Gut 60% der Bilder sind Ausschuß. Und auch bei den anderen sind einige dabei, die ansonsten den Standards nicht genügen würden. Aber der Vogel ist ja auch eine Seltenheit. Wir folgen dem Vogel eine Weile, bis wir immer tiefer in den Eichenwald bzw. in das Tal, das dann auch deutlich feuchter wird und weiter talwärts einen Rhododendronbewuchs aufweist. Das Licht wird eher noch schlechter. Es scheint schon zu dämmern, aber das sind nur die tief hängenden Wolken. Schließlich können wir auch das Männchen des Weißrückenspechts sehen. Hier gelingen mir dann auch ein paar schöne Aufnahmen vom Weißrückenspecht. Diesmal der Weißrückenspecht mit der roten Kappe. Wir verbringen so bestimmt 45 Minuten immer tiefer in den Wald laufend. Irgendwann geht bei den häufigen Ortswechsel des Spechts die Puste aus. Bemerkenswert ist zum Abschluß noch, daß bei vollem, wenn auch bewölkten, Tageslicht die Rufe des Waldkauzes (Strix aluco) hören. Eindeutig der Rufe und dann die Antwort des Partners. Das ist doch bemerkenswert früh am Tag – immerhin in vollem Licht! Wow, was für ein Abschluss. Ich habe richtig heiße Ohren als ich nach dem etwas anstrengenden Anstieg durch Rhododendron und teils hoch liegendes, trockenes Laub wieder zum Bergkamm und anschließend zur Straße zurückkehre. Was für ein Tag!

Beide Geschlechter des Weißrückenspechts waren gut zu sehen. Die durchgängige Streifung auf dem Rücken ist sehr gut erkennbar. Man sollte also bei der Suche nach dem Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos lilfordi) nicht zu fixiert auf die Literaturmeinung sein. Die Habitatansprüche der Art werden vor allem in Buchenwälder  im Alter von 80 bis 140 Jahren (oder älter), mit vielen sterbenden und trockenen Bäumen an tiefen Bachtälern mit einer nördlichen Exposition erfüllt. Das Silkosia-Naturschutzgebiet ist von Burgas gut erreichbar und weist die geforderten Habitatqualitäten fast idealtypisch auf.

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