Gelbbrauen-Laubsänger am Fahrlander See/ Potsdam

Gelbbrauen-LaubsängerDas Laub der Weiden färbt sich langsam. Die anderen Bäume sind schon viel weiter und zeigen das leuchtende Rot des Herbstes. Ein wunderschönes Sonnenwetter herrscht an diesem kühlen Herbsttag mit einem leichten Ostwind. Eine Meldung in ornitho.de wies auf einen Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus) am Fahrlander See hin. Die Stelle ist sehr gut zu erreichen. Ein Plattenweg geht fast bis zum Ufer. Von da sind es nur ein Schritte bis zu der Location. Das war also kein großes Problem. Intensiv suchte ich die Fundstelle ab. Sie wies eine Mischung aus niedrigen Weiden, Röhricht und von Anglern niedergetrampelten Gras auf. Leider vergeblich. Schon den ganzen Morgen hatte Ornithologen nach dem Irrgast Ausschau gehalten. Am heutigen Tag war keine Meldung erfolgt. Sollte der Gelbbrauen-Laubsänger nach nur einem Tag schon wieder verschwunden sein?

Die Absuche des weiter westlich gelegenen Auenwaldgürtels des Fahrländer Sees erwies sich hinsichtlich eines Gelbbrauen-Laubsänger als unergiebig. Dafür war eine ausgeprägter Zug des Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) zu beobachten. Auch Meisen (Parus sp.) waren sehr gut vertreten. statt. Das Highlight war eine Waldschnepfe (Scolopax rusticola), die auf dem Trampfelpfad eine Verschnaufpause eingelegt hatte und bei Annäherung aufflog. Beim Auffliegen konnte sehr schön der rostfarbene Schwanz beobachtet werden. Die Nachsuche war erwartungsgemäß erfolglos.

Der Gelbbrauen-Laubsänger südlich der Ortschaft Fahrland bei Potsdam wurde schon Freitag, den 8. Oktober in einem Weidengehölz am mittleren Bereich des Nordufer des Fahrlander Sees zuerst von entdeckt von L. Pelikan und W. Püschel gesehen. Der Vogel wurde morgens um 9:00 Uhr von Lukas Pelikan entdeckt und war auch dem ganzen restlichen Tag zu sehen. Leider diesmal Fehlanzeige. Daher ein Bild von diesem schönen Phylloscopus-Laubsänger von der chinesischen Insel „Happy Island“ in der Provinz Hebei im Gelben Meer.

Dafür wurde heute ein Gelbbrauenlaubsänger im südlichen Kurpark von Spiekeroog gesehen. Der Zug ist also ungebremst.

Beim Gelbbrauen-Laubsänger handelt es sich um einen typischen kleinen Laubsänger mit feinem, spitzem Schnabel und relativ kurzem Schwanz. Vom Aussehen her ähnelt dieser Phylloscopus-Laubsänger einem Goldhähnchen (am ehesten einem Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapilla)). Je nachdem wie er sich positioniert, wirkt er nicht zierlicher als der heimische Zilpzalp (Phylloscopus collybita), obwohl seine Körperlänge um acht Millimeter kürzer ist. Die Oberseite ist olivgrün mit etwas hellerem Bürzel und Oberschwanzdecken. Zwei deutliche, aber unterschiedlich intensiv ausgeprägte Flügelbinden, die von den hellen Säumen der Armdecken hervorgerufen wurden, sind meist das auffälligste Merkmal. Der Oberkopf ist dunkelgrün mit sehr schwach angedeutetem hellerem Scheitelstreif. Namensgebend ist der grün-gelbe Überaugenstreif. Dieser Überaugenstreif reicht recht weit nach hinten und wird nach unten durch einen schwarzen Augenstreif begrenzt.

Bei der Zugbeobachtung von Kleinvögeln (Meisen, Baumläufer, Goldhähnchen) im Herbst lohnt es, die Trupps genauer abzusuchen. In gemischten Trupps können sich nämlich kleine Vertreter der Phylloscopus-Laubsänger aufhalten. Einer davon, der Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus), stammt wie die später im Jahr ziehenden Goldhähnchen-Laubsänger (Phylloscopus proregulus) aus den Taigawälder zwischen der Insel Sachalin im Ochotskischen Meer, Petschora und Ural.

In diesem Jahr scheinen besonders viele Gelbbrauen-Laubsänger die südwestliche Route über Europa eingeschlagen zu haben. Der Gelbbrauen-Laubsänger ist ein ausgeprägter Zugvogel, der bereits ab Ende Juli/Anfang August das Brutgebiet in südöstliche Richtung verlässt und in den Subtropen und Tropen Südost-Asiens überwintert. Urs N. Glutz von Blotzheim beschreibt in seinem „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Band 12/I „Passeriformes, Sylviidae“, daß einzelne Individuen in den letzten Jahrzehnten immer häufiger westwärts nach Europa und Nordafrika gelangten. Die meisten Feststellungen gelingen ab Mitte September. Die Masse der Feststellungen sind dann bis Mitte Oktober, meist in den Küstenregionen, zu machen. Bereits außergewöhnlich früh, Ende August, gelang der erste Herbstnachweis 2015. Es folgten Beobachtungen vor allem auf Helgoland und entlang der Nordseeküste. Die Beobachtungen aus dem Binnenland sind deutlich seltener. Sie nehmen aber in den letzten Jahren im Zeitvergleich zu. Insofern war die Meldung nicht weit vom Berliner Stadtzentrum schon bemerkenswert aber nicht außergewöhnlich.

Gelbbrauen-Laubsänger können auf dem Durchzug eigentlich überall auftauchen, in Auwäldern, am Waldrand, in Stauden und Büschen am Strand, in Parks oder in Gärten.

Man sollte sich vor allem mit dem charakteristischen und häufig vorgetragenen Ruf vertraut machen ( www.eno-canto.org/species/Phylloscopus-inornatus), mit dem der Vogel oftmals auf sich aufmerksam machen. Auf Anhieb ähneln die kleinen Laubsänger vom Aussehen und Verhalten den Goldhähnchen. Sie unterscheiden sich auf Anhieb aber durch den namensgebenden grün-gelben Überaugenstreif.

Das Maximum der Irrgastzahlen wird in der Regel Anfang Oktober erreicht. Jetzt ist also genau die richtige Zeit, um nach den seltenen Gästen zu suchen.

Wohin die in Mitteleuropa durchziehenden Gelbbrauen-Laubsänger weiterziehen, ist weitgehend unbekannt. Die bereits lange Reise scheint aber weit nach Südwesten weiter zu gehen. Ein im Herbst 2013 auf Helgoland beringter Vogel konnte im Januar 2014 auf der Kanareninsel Lanzarote fotografiert werden.

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