Kurzschnabelgans im Spreewald bei Schlepzig

KurzschnabelgansSehr windiges Wetter, Graupel- und Schneeschauer waren angesagt. Aber als vormittags die Sonne durch die dicke Wolkendecke brach, sollte dieser Sonntag doch ein Birding-Tag werden. Schon seit fast einer Woche gab es die Meldung von mindestens 3 Kurzschnabelgänsen (Anser brachyrhynchus) in einem Trupp mit Grau-, Saat- und Blässgänsen in der Feldflur südlich von Schlepzig bei Lübben im Spreewald. Die Meldung wurde am Samstag, den 10. Januar 2015, noch mal bestätigt. Das war das Signal die gut 60 km vom Heimatort in den Spreewald zu fahren. Nach gut einer Stunde über kleine, verkehrsarme Landstraßen kam ich nach Schlepzig. Ein Vogelbeobachter war schon vor Ort.

Den Wagen hatte er am Zugang zu einem Feldweg stehen gelassen und sich dann unter einer Pappel mit seinem Spektiv zur Beobachtung eingefunden. Die Gänse standen aufmerksam aber ruhig auf der überschwemmten Wiese. Ich gesellte mich zu dem Kollegen und gerade als ich durch das Spektiv schauen wollte, flogen die Gänse ohne Hast, aber zügig in mehreren Trupps ab und landeten auf der östlichen Seite der Straße, die von Schlepzig nach Lübben führt. Der Kollege hatte genug gesehen. Ich außer Saat-, Bläß- und Saatgänsen noch nichts anderes. Alles hieß es Geduld zu haben. Zum Abschied wurde mir noch ein helles, wohl albinotisches Exemplar einer Saatgans im Abflug gezeigt.

Es dauerte eine Weile bis die Gänse wieder in der Nähe einfielen. Diesmal wieder auf der westlichen Seite der Straße, die von Schlepzig nach Lübben führt. Sorgsam beobachtete ich mehrere Male den Trupp durch. Aha, immerhin 1 Weißwangengans. Im Trupp der Saatgänse entdeckte ich einige Waldsaatgänse (Anser fabalis fabalis), die mir noch aus dem letzten Jahr vom Galenbecker See vertraut waren. Die Gänse standen nun auf einem Getreideacker und waren eifrig am fressen bzw. sich gegenseitig am verjagen. So war die Farbe der Beine doch erstaunlich gut einzuschätzen. Ein Problem, das in anderen Beobachtungssituationen immer wieder auftritt – besonders im Gegenlicht. So rosa im Vergleich zum Orange der Beine der Saatgänse wirken die Beine der Kurzschnabelgänse (Anser brachyrhynchus) nämlich nicht. Doch 2 Gänse, die sich etwas abseits hielten, schienen doch eine etwas andere Farbe. Ja, das waren sie: Kurzschnabelgänse. 2 Exemplare, die hintereinander an dem Trupp von Saatgänsen vorbei liefen. Nun, da ich die Kurzschnabelgänse identifiziert hatte, schien mir auch der Mantel eine Spur grauer, eher blaugrau, zu sein.

Ich konnte die Gänse fast eine halbe Stunde ununterbrochen beobachten. Irgendetwas erschreckte sie dann aber. Auch ein Trupp Drosseln flog ab. Ich dachte schon an einen Seeadler, konnte aber keinen entdecken. Der ganze Gänsetrupp mit all seinen Grau-, Saat- und Blässgänsen und natürlich auch den Kurzschnabelgänsen flog auf und davon.

Eine schöne Beobachtung für einen wettermäßig wenig aufbauenden Tag. Neben den mindestens 2 Kurzschnabelgänsen (Anser brachyrhynchus), konnte eine Weißwangengans (auch Nonnengans genannt), Branta leucopsis, ca. 20 Graugänse (Anser anser), ca. 1500 Saatgänse (Anser fabalis) und ungefähr 60 Blässgänse (Anser albifrons) beobachtet werden.

Am Ende der Beobachtung flogen noch fast 100 Wacholderdrosseln (Turdus pilaris) ein, landeten zuerst in einer Pappel, um dann in überschwemmten Wiesenflächen nach Nahrung zu suchen.

Besten Dank an Bastian Fuchs, für die am 10.01.2015 gemeldete Beobachtung und den Hinweis zur weißlichen (isabellfarbenen) Saatgans. Ein schöner Dank geht auch an den Erstbeobachter der Kurzschnabelgänse, Thomas Noah von der Naturwacht Bb.

Der Ort Schlepzig (Slopišća) liegt ca. 12 km nördlich von Lübben und gilt als Zentrum des Unterspreewaldes. Touristisch ist es bekannt als idealer Ausgangspunkt für Kahnfahrten im Spreewald. Für Naturinteressierte sind ab Frühling die Schlepziger Teiche, mit den Teichgruppen 1 (Hartmannsdorfer Teiche) und 2 interessant. Einen Besuch wert ist auch das Besucherzentrum des Biosphärenreservates Spreewald. Von Berlin ist Schlepzig mit dem Auto 84 km entfernt und dürfte in ungefähr einer Stunde zu erreichen sein.

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