Seeadler fangen Fisch in Norwegen

White-tailed EagleSeeadler (Haliaeetus albicilla) sind nun ja zumindest im Osten Deutschland eine vertraute Erscheinung geworden. Trotzdem ist es nicht leicht, ein Exemplar aus nächster Nähe zu fotografieren. Die Tiere sind gegenüber Menschen zwar nicht extrem scheu, sie halten aber doch so großen Abstand zu Menschen, wie es sich für Wildtiere gehört.

Wenn man also in Europa wilde Seeadler fotografieren möchte, kann man sich in Deutschland bei einem ostdeutschen Anbieter melden oder man macht es gleich richtig. So viel ich herausbekam, gibt es keinen besseren Ort als das norwegische Fischerdorf Lauvsnes in der Nähe von Flatanger in der Provinz Nord-Tröndelag, 200 Kilometer nordwestlich von Trondheim. Hier in der Mitte Norwegens hat es Ole Martin Dahle geschafft, das Vertrauen einiger Seeadler zu gewinnen. Schon seit einigen Jahren bietet er mit seinem Unternehmen Norway Nature Bootstouren an, bei denen man den Seeadlern beim Beutefang zuschauen kann. Ole merkt man seine langjährige Erfahrung an und er bietet seinen Gästen einen professionellen Service.

Nachdem ich bereits den eindrucksvollen Steinadler (Aquila chrysaetos) am Köder auf einem winterlichen Fütterungsplatz beobachtet und fotografiert hatte, wollte ich in der Woche auf Einladung von Ole Martin Dahle hier in der Nähe von Trondheim auch den Seeadler fotografieren. Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Der Trip war sehr produktiv – wie Sie in der Galerie sehen.

Am Vormittag um 10:00Uhr  ging es mit dem Boot raus auf´s Wasser. Schon bald nachdem wir den kleinen Hafen von Lauvsnes verlassen hatten, flogen die ersten Möwen an das Boot heran. Ole füttert diese mit Brot, um die Aufmerksamkeit der Seeadler zu erregen. Wenn man mit Ole Dahle in seinem offenen Aluminiumboot auf den Fjord vor Lauvsnes hinausfährt, dauert es nicht lange, bis die ersten Seeadler herbeigeflogen kommen. Sie scheinen das Geräusch des Außenbordmotors zu hören. Daß Möwen in der Nähe sind, scheint sie besonders anzuziehen. Daher nimmt Ole Martin Dahle immer ein paar Scheiben altes Brot mit aufs Meer, um die Möwen anzulocken. Wenn dann die Seeadler angeflogen kommen, wirft Dahle für jeden Adler einen toten Fisch – in dem Fall Seelachs – ins Wasser.

Die Adler können diese Fische aus sehr großer Entfernung sehen, und so verwandelt sich ein kleiner Punkt am Himmel sehr schnell in einen riesigen Raubvogel, der aus großer Höhe herabstößt und sich mit unglaublicher Präzision den Fisch von der Wasseroberfläche schnappt. Die Möwen lassen sich dabei nicht groß stören, da sie sich um die Brote balgen. Nur wenn der Adler direkt über sie fliegt, flattern sie verstört in alle Richtungen davon.

Es hatte fast eine ganze Woche gedauert, bis wir endlich zu diesem tollen Fotoerlebnis ausfahren konnten. Nun war der Sturm der vorangegangenen Tage nämlich nur noch ein Wind, der die Wellen im geschützten Fjord nicht allzu hochschaukeln ließ. Wind ist allerdings schon wichtig – allein vom fotografischen Standpunkt. Vor allem Wind aus der richtigen Richtung. Der andere wichtige Faktor ist der Lichteinfall. Nun im Winter hat man nicht viel Auswahl. Aber nach dem schweren Stürmen war das Licht, das durch die Wolken brach, einfach sagenhaft. Jetzt ging es nur noch darum, weitere wichtige Faktoren beim Fotografieren von Seeadlern zu kontrollieren. Einmal sollten keine Möwen den Anflug verstellen, und dann noch die Entfernung zum Objekt (Adler), die Geschwindigkeit mit der Schwenks im Flug vollzogen werden und zum letzten der richtige Hintergrund bei der Aufnahme berücksichtig werden. Der Hintergrund sollte nicht zu langweilig sein.

Das ist alles gar nicht so einfach. Aber Ole Dahle ist ein echter Profi und – das Wetter mal beiseite gelassen – weiß das Richtige zu tun. Legendär ist Ole’s Ruf: „“Fish is out – Eagle is coming“. Auf diese Weise den Adler genau in dem Moment zu fotografieren, in dem er den Fisch aus dem Wasser greift, ist natürlich eine Herausforderung. Durch das aufspritzende Wasser wird ein richtiges Action-Foto daraus. Mit der EOS 1 DX allerdings auch wieder kein so großes Problem. Man kann auf den Adler schon im Anflug scharfstellen, und behutsam auf den Auslöser drücken, damit noch genug Speicherpuffer frei ist wenn entscheidende Moment gekommen ist und der Seeadler zupackt, seine eindrucksvollen Krallen, schon weit nach vorn ausgestreckt sind und dann der Fisch mit viel aufspritzender Gischt aus dem Fjord gezogen wird. Zu sehen, wie ein Seeadler sich nähert und dann den Fisch greift, ist ein unbeschreibliches Erlebnis!

Diese Tages-Tour dauerte gut drei Stunden. In dieser Zeit zeigten sich nehr als ein Dutzend Seeadler. Vor allem die adulten Seeadler waren sehr kooperativ und starteten schon mal mehrere Versuche die ausgeworfenen Fische von der Wasserfläche zu greifen. Die jungen Adler waren noch zurückhaltender, außerdem nicht immer so erfolgreich, den schwimmenden Fisch zu ergattern. Dafür bettelten sie anschließend die Eltern umso nachdrücklicher an, doch was von der Beute abzugeben. Zum Fotografieren der Adler sind Brennweiten bis 400mm geeignet. Ich verwendete mein Canon 400mm f4 DO, dessen Qualitäten bei der Freihandaufnahme von fliegenden Vögeln mal wieder voll zur Geltung kamen. Ideal ist aber auch ein Zoom. Ich verwendete eines von 70 – 200mm, da mit diesem Brennweitenbereich, auch sehr hungrige und/ oder zutrauliche Adler in unterschiedlichen (nahen!) Abständen heranfliegend fotografiert werden können. Mit dem 400er sind sonst schon mal die Flügelspitzen „abgeschnitten“. Als Belichtungszeit habe ich Zeiten bis runter zu 1/3.200 sec verwendet. Dann werden die Wasserspritzer sehr fotogen eingefroren. Bei dem Winterlicht geht das allerdings mit nicht unbeträchtlichen ISO-Werten einher. Weiterhin bedeutet Seeadler-Fotografie Fotografieren von kontrastreichen Motiven, wie sie ja auf hoher See öfter vorkommen. Eine Kamera, die über entsprechende Reserven im Rauschverhalten und im Dynamikumfang verfügt, ist also unbedingt angeraten.

Ein voller Erfolg: Die Seeadler waren insgesamt sehr kooperativ und vollführten einige sehr fotogene Anflüge auf die ausgeworfenen Fische. Ole investierte insgesamt über 30 Seelachse.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird –Lens.com gezielt Reisen an entfernte Orte wie die Küstengebirge von West-Norwegen oder zu touristischen Attraktionen wie die Insel Norderney unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Die schönen Bilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn wir Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.

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